PM zum Thema Einfamilienhausbebauung in zukünftigen Wohngebieten 19. Februar 2021 Die derzeitige Diskussion zur Zukunft der Einfamilienhäuser wird aus unserer Sicht sehr verkürzt und völlig abstrakt geführt. Weder Die Grünen in Berlin, noch wir in Ravensburg wollen und werden Einfamilienhausbebauung verbieten. Selbstverständlich ist für uns alle der Wunsch nachvollziehbar, in einem freistehenden Einfamilienhaus zu wohnen. Aber Politik macht es sich zu leicht, wenn sie dies einfach auch für die Zukunft verspricht. Denn Fakt ist, Flächen sind ein nicht vermehrbares Gut. Ein Gut, das, wenn es großzügig für Wohnen versiegelt wird, dem Nahrungsmittelanbau oder dem Lebensraum von Pflanzen und Tieren entzogen wird. Damit stellt sich die Frage: wie verteilen wir dieses begrenzte Gut? Bekommen es einige Wenige für flächenverbrauchende Einfamilienhäuser oder verteilen wir es zugunsten Mehrerer, in dem wir die Fläche dichter bebauen. Letztlich handelt es sich um eine soziale und ethische Frage. Denn fraglos ist der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum und der Bedarf an Mietwohnungen kann nur über Mehrfamilienhausbebauung gedeckt werden. Deshalb setzen wir Grünen uns seit vielen Jahren für dichte Bebauung in den zukünftigen Wohngebieten ein, für einen möglichst hohen Anteil an Reihen- und Geschosswohnungsbau. Erfolge dieses Engagements zeigen sich im Bauleitplanverfahren Schmalegg, Ortsmitte 3, wo in der ursprünglichen Planung lediglich 3 Mehrfamilienhäuser vorgesehen waren und laut aktuellem Planungsstand 8 Mehrfamilienhäuser realisiert werden sollen. Außerdem wird diskutiert, ob dort „Tiny-house“-Vorhaben realisiert werden können. Es ist unredlich, Kritik an vorherrschender Einfamilienhausbebauung als familienfeindlich oder gar ideologisch abzuwerten. Wenn Mieten oder Wohneigentum in Zukunft auch noch für Menschen mit mittleren und geringeren Einkommen bezahlbar sein soll, dann ist diese Wohnform nicht zukunftsfähig. Wer gebetsmühlenartig wiederholt, dass Einfamilienhäuser dann eben in den Umlandgemeinden entstehen, wenn wir sie nicht in Ravensburg bauen, entzieht sich verantwortungsvoller Politik. Jede Kommune für sich hat sich dieser Verantwortung zu stellen. Der Fingerzeig auf Versäumnisse anderer rechtfertigt nicht eigenes problematisches Handeln. Und selbstverständlich ist das Problem der Flächenversiegelung in jeder Kommune zu diskutieren. In Zeiten knapper Ressourcen und Wohnungsnot muss Wohnungsbau der Zukunft nachhaltig, klimagerecht und bezahlbar sein. Wir müssen Wohnformen stärken, die das Angebot an Mietwohnungen sicherstellen z.B. über geförderten Wohnungsbau, Wohnungen im Eigentum der Stadt oder genossenschaftliches Wohnen. Die aktuell in Planung befindlichen Baugebiete auf der Grundlage des § 13 b Baugesetzbuch sollten einen nennenswerten Zuwachs an bezahlbarem Wohnraum schaffen. Dieses Ziel verfehlen wir in Gänze, je höher der Anteil an Einfamilienhausbebauung zugelassen wird. Bau- und Wohnformen mit geringem Pro-Kopf-Flächenverbrauch sind zu fordern und zu stärken. In Zeiten von massiven Artensterben und einer Flächenversiegelung, die für zukünftige Generationen belastende Ausmaße angenommen hat, müssen wir endlich auf zukunftsfähige Konzepte setzen und dem Erhalt von Klima, Natur und Umwelt sowie unserer Lebensqualität einen deutlich höheren Stellenwert einräumen. Ravensburg, 17.2.2021 Für die Fraktion Die Grünen: Maria Weithmann, Martina Lehn, Jürgen Bretzinger Mitglieder Technischer Ausschuss