Kreistagsfraktion beantragt Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit 4. Februar 20224. Februar 2022 Ravensburg, 28.01.2022 Mobilitätswende im Landkreis RavensburgAntrag: Einführung Tempo 30 km/h in den Gemeinden und Städten desLandkreises Ravensburg als Regelgeschwindigkeit Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantragt, dass die Kreisverwaltung dem KreistagMöglichkeiten aufzeigt, auf den Hauptverkehrsstraßen und allen anderen Straßen in denGemeinden und Städten im Landkreis Ravensburg ganztägig und insbesondere nachtsTempo 30 als Regelgeschwindigkeit einzuführen und entsprechend zu überwachen.Mit der Zielsetzung erhöhter Verkehrssicherheit sowie von Lärm- und Klimaschutzbeantragen wir, dass die Kreisverwaltung dafür in einen aktiven Dialog mit den Gemeindenund Städten eintritt, unabhängig von der Frage der jeweiligen Zuständigkeit alsVerkehrsbehörde vor Ort. Vorbild hierzu können entsprechende Regelungen selbst inkleineren Gemeinden unseres Nachbarlandkreises Biberach sein.Der Antrag samt Begründung soll in den zuständigen Ausschuss AUM überwiesen werden.Im Einzelnen sehen wir folgende Begründungen: Tempo 30 rettet MenschenlebenTempo 30 macht Straßen deutlich sicherer, vor allem für Menschen, die zu Fuß oder mit demRad unterwegs sind. Mit Tempo 30 sinkt die Wahrscheinlichkeit von Zusammenstößen, imFall einer Kollision ist die Überlebenschance für zu Fuß Gehende und Radfahrende deutlichgrößer. Die Geschwindigkeit beim Aufprall ist entscheidend für die Schwere eines Unfalls.Verschiedene Studien zeigen, dass eine Kollision bei Tempo 50 erheblich gefährlicher fürungeschützte Verkehrsteilnehmer*innen ist als bei Tempo 30. Niedrige Geschwindigkeitenbedeuten ein deutlich geringeres Risiko für schwerste oder tödliche Verletzungen. Daskommt insbesondere Kindern und älteren Menschen zugute.Tempo 30 verbessert das VerkehrsverhaltenEine Verkehrskultur des Miteinanders kann sich bei Tempo 30 stärker herausbilden als beihöheren Geschwindigkeiten. Bei niedrigen Geschwindigkeiten können Autofahrerinnen das Geschehen in der Straße besser wahrnehmen. Sie haben mehr Zeit, Gefahrensituationen zu erfassen und darauf zu reagieren. Ferner erleichtern niedrige Geschwindigkeiten die Herrn Landrat Sievers Kreistag Ravensburg 88212 Ravensburg Fraktion im Kreistag des Landkreises Ravensburg Tilman Schauwecker Fraktionsvorsitzender Kommunikation zwischen Verkehrsteilnehmerinnen im Kfz und Menschen, die zu Fuß odermit dem Rad unterwegs sind.Tempo 30 beeinflusst die VerkehrsmittelwahlRadfahrerinnen und Fußgängerinnen reagieren sensibel auf das Verkehrsumfeld. NiedrigeGeschwindigkeiten wirken sich positiv auf die Umfeldqualität im Straßenraum aus. Sie sinddaher wichtige Elemente der Förderung von Fuß- und Radverkehr. Durch mehr Menschen,die Rad fahren und zu Fuß gehen, steigt die urbane Lebensqualität weiter.Laut Fahrradmonitor 2019 geben 44 Prozent der Radfahrer*innen an, sich wenig oderüberhaupt nicht sicher zu fühlen, wenn sie mit dem Rad im Straßenverkehr unterwegs sind.Viele von ihnen fühlen sich durch hohe Kfz-Geschwindigkeiten bedroht, vor allem dort, wo eskeine separaten Radwege gibt. Sie weichen daher oft auf andere Bereiche wie Gehwege ausoder nutzen gleich andere Verkehrsmittel.Eine allgemein und verlässlich verringerte Kfz-Geschwindigkeit in Kommunen lässt Eltern aufGrund einer geringeren Gefährdung ihre Kinder bei kürzeren Distanzen eher mit dem Fahrradzum Kindergarten bzw. zur Schule bringen oder begleiten, was Kindern ähnlich wie in denNiederlanden frühe selbstverständliche Erfahrungen mit dem Fahrrad und demnach ein„Fahrradsozialisation“ verschafft.Tempo 30 schafft lebenswerte Städte und GemeindenTempo 30 erhöht die Lebensqualität in einer Stadt oder Gemeinde. Auch Hauptverkehrsstraßen können (wieder) zu Orten mit Aufenthaltsqualität statt reiner Transitstrecken zu sein.Wenn der Verkehrslärm sinkt, wird es angenehmer, sich in der Straße aufzuhalten undAußenbereiche von Cafés oder Balkone und Terrassen zur Straßenseite zu nutzen.Da Straßen bei reduziertem Tempo leichter überquert werden können, profitieren Einzelhandelund Gastronomie in Kommunen ganz allgemein, d.h. unabhängig von ihrer Lage, von dieserRegelung.Tempo 30 mindert den VerkehrslärmLärm schadet der Gesundheit. Mögliche Langzeitfolgen von dauerhafter Lärmbelastung sindzum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen oder Depressionen. NiedrigereGeschwindigkeiten senken die Belastung durch Straßenlärm, der Lärmpegel sinkt durch dieVerringerung der Geschwindigkeit von Tempo 50 auf Tempo 30 durchschnittlich um 3 dB(A).Überwachung notwendigGeschwindigkeitsregeln müssen engmaschig überwacht werden, damit sie von denVerkehrsteilnehmer*innen eingehalten werden.Gelten die Regeln durchgängig Tag und Nacht und einheitlich auf allen Straßen innerhalb vonKommunen, so wächst die Chance, dass sie nach einer Übergangszeit des Akzeptierens unddes sich daran Gewöhnens selbstverständlich eingehalten werden.