Kreistagsfraktion beantragt Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit

Ravensburg, 28.01.2022

Mobilitätswende im Landkreis Ravensburg

Antrag: Einführung Tempo 30 km/h in den Gemeinden und Städten des
Landkreises Ravensburg als Regelgeschwindigkeit

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantragt, dass die Kreisverwaltung dem Kreistag
Möglichkeiten aufzeigt, auf den Hauptverkehrsstraßen und allen anderen Straßen in den
Gemeinden und Städten im Landkreis Ravensburg ganztägig und insbesondere nachts
Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit einzuführen und entsprechend zu überwachen.
Mit der Zielsetzung erhöhter Verkehrssicherheit sowie von Lärm- und Klimaschutz
beantragen wir, dass die Kreisverwaltung dafür in einen aktiven Dialog mit den Gemeinden
und Städten eintritt, unabhängig von der Frage der jeweiligen Zuständigkeit als
Verkehrsbehörde vor Ort. Vorbild hierzu können entsprechende Regelungen selbst in
kleineren Gemeinden unseres Nachbarlandkreises Biberach sein.
Der Antrag samt Begründung soll in den zuständigen Ausschuss AUM überwiesen werden.
Im Einzelnen sehen wir folgende Begründungen:

  1. Tempo 30 rettet Menschenleben

    Tempo 30 macht Straßen deutlich sicherer, vor allem für Menschen, die zu Fuß oder mit dem
    Rad unterwegs sind. Mit Tempo 30 sinkt die Wahrscheinlichkeit von Zusammenstößen, im
    Fall einer Kollision ist die Überlebenschance für zu Fuß Gehende und Radfahrende deutlich
    größer. Die Geschwindigkeit beim Aufprall ist entscheidend für die Schwere eines Unfalls.
    Verschiedene Studien zeigen, dass eine Kollision bei Tempo 50 erheblich gefährlicher für
    ungeschützte Verkehrsteilnehmer*innen ist als bei Tempo 30. Niedrige Geschwindigkeiten
    bedeuten ein deutlich geringeres Risiko für schwerste oder tödliche Verletzungen. Das
    kommt insbesondere Kindern und älteren Menschen zugute.
  2. Tempo 30 verbessert das Verkehrsverhalten

    Eine Verkehrskultur des Miteinanders kann sich bei Tempo 30 stärker herausbilden als bei
    höheren Geschwindigkeiten. Bei niedrigen Geschwindigkeiten können Autofahrerinnen das Geschehen in der Straße besser wahrnehmen. Sie haben mehr Zeit, Gefahrensituationen zu erfassen und darauf zu reagieren. Ferner erleichtern niedrige Geschwindigkeiten die Herrn Landrat Sievers Kreistag Ravensburg 88212 Ravensburg Fraktion im Kreistag des Landkreises Ravensburg Tilman Schauwecker Fraktionsvorsitzender Kommunikation zwischen Verkehrsteilnehmerinnen im Kfz und Menschen, die zu Fuß oder
    mit dem Rad unterwegs sind.
  3. Tempo 30 beeinflusst die Verkehrsmittelwahl

    Radfahrerinnen und Fußgängerinnen reagieren sensibel auf das Verkehrsumfeld. Niedrige
    Geschwindigkeiten wirken sich positiv auf die Umfeldqualität im Straßenraum aus. Sie sind
    daher wichtige Elemente der Förderung von Fuß- und Radverkehr. Durch mehr Menschen,
    die Rad fahren und zu Fuß gehen, steigt die urbane Lebensqualität weiter.
    Laut Fahrradmonitor 2019 geben 44 Prozent der Radfahrer*innen an, sich wenig oder
    überhaupt nicht sicher zu fühlen, wenn sie mit dem Rad im Straßenverkehr unterwegs sind.
    Viele von ihnen fühlen sich durch hohe Kfz-Geschwindigkeiten bedroht, vor allem dort, wo es
    keine separaten Radwege gibt. Sie weichen daher oft auf andere Bereiche wie Gehwege aus
    oder nutzen gleich andere Verkehrsmittel.
    Eine allgemein und verlässlich verringerte Kfz-Geschwindigkeit in Kommunen lässt Eltern auf
    Grund einer geringeren Gefährdung ihre Kinder bei kürzeren Distanzen eher mit dem Fahrrad
    zum Kindergarten bzw. zur Schule bringen oder begleiten, was Kindern ähnlich wie in den
    Niederlanden frühe selbstverständliche Erfahrungen mit dem Fahrrad und demnach ein
    „Fahrradsozialisation“ verschafft.
  4. Tempo 30 schafft lebenswerte Städte und Gemeinden
    Tempo 30 erhöht die Lebensqualität in einer Stadt oder Gemeinde. Auch Hauptverkehrsstraßen können (wieder) zu Orten mit Aufenthaltsqualität statt reiner Transitstrecken zu sein.
    Wenn der Verkehrslärm sinkt, wird es angenehmer, sich in der Straße aufzuhalten und
    Außenbereiche von Cafés oder Balkone und Terrassen zur Straßenseite zu nutzen.
    Da Straßen bei reduziertem Tempo leichter überquert werden können, profitieren Einzelhandel
    und Gastronomie in Kommunen ganz allgemein, d.h. unabhängig von ihrer Lage, von dieser
    Regelung.
  5. Tempo 30 mindert den Verkehrslärm
    Lärm schadet der Gesundheit. Mögliche Langzeitfolgen von dauerhafter Lärmbelastung sind
    zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen oder Depressionen. Niedrigere
    Geschwindigkeiten senken die Belastung durch Straßenlärm, der Lärmpegel sinkt durch die
    Verringerung der Geschwindigkeit von Tempo 50 auf Tempo 30 durchschnittlich um 3 dB(A).
  6. Überwachung notwendig
    Geschwindigkeitsregeln müssen engmaschig überwacht werden, damit sie von den
    Verkehrsteilnehmer*innen eingehalten werden.
    Gelten die Regeln durchgängig Tag und Nacht und einheitlich auf allen Straßen innerhalb von
    Kommunen, so wächst die Chance, dass sie nach einer Übergangszeit des Akzeptierens und
    des sich daran Gewöhnens selbstverständlich eingehalten werden.