Jeder große Baum zählt
Sehr kontrovers wurde im Gemeinderat über den Antrag der CDU-Fraktion zur Abschaffung der Ravensburger Baumsatzung diskutiert. Diese vor 3 Jahren eingeführte Verordnung schützt größere Bäume im Stadtgebiet. Baumfällungen müssen hier zumindest bei älteren Bäumen genehmigt und durch Ersatzpflanzungen ausgeglichen werden. Die Stadtverwaltung bietet hierzu Beratung an. Im Mai soll über den Antrag der CDU beraten und entschieden werden.
Gerade in Zeiten der Klimaveränderungen ist der kühlende und Wasser speichernde Effekt von Baumbeständen immer wichtiger. Baumschutz macht die Folgen des Klimawandels für unsere Stadt erträglicher. Vor allem große, ältere Bäume geben Schatten, kühlen bewohnte Gebiete durch Verdunstung, stellen Sauerstoff bereit, filtern Staub und sind Aufenthaltsort für Mensch und Tier. Fachleute beziffern den volkwirtschaftlichen Nutzen dieser Leistungen bei einer hundertjährigen Buche auf jährlich mindestens 660 €. Für die Lebenszeit dieses Baumes macht das 66.000 €! Bis ein frisch gepflanzter Baum die ökologischen Leistungen eines Baumes mit 80 cm Stammumfang (ab hier beginnt der Schutz über die Baumsatzung) in vollem Umfang übernehmen kann, vergehen mindestens 40 bis 50 Jahre. Sommertrockenheit, Beschädigungen und Krankheiten führen zu hohen Ausfällen bei Neupflanzungen. Das kann am Marienplatz oder in der Seestraße gut beobachtet werden.
Die Baumsatzung für größere Bäume im Stadtgebiet wurde im September 2021 eingeführt, weil es immer wieder zu Fällungen und Beschädigungen großer Bäume kam. Das Bewusstsein war halt nicht bei allen „Pro Baum“ ausgeprägt und das Wissen um den Wert und den Schutz von Bäumen leider auch nicht. Freiwillige Ersatzpflanzungen erfolgten in den wenigsten Fällen. Damit besteht nun eine Beratungspflicht, wenn größere Bäume im Privatbereich entfernt oder stark beschnitten werden sollen. Falls einem beantragten Eingriff durch die Stadtverwaltung zugestimmt wird, muss einAusgleich erfolgen – entweder über eine Ersatzpflanzung oder eine Ersatzzahlung. Damit ist wenigstens verbindlich für „Nachwuchs“ gesorgt.
Die Fraktion der Bündnis90/GRÜNEN sieht keinen besseren Weg, ältere Bäume dauerhaft zu erhalten und Lücken in unserem Baumbestand zu füllen. Offen sind wir, wenn es darum geht, die Satzung für Bürger*innen und Stadtverwaltung zu vereinfachen.